Ivaylo Kolbinger Ivanov
16.12.2025

Lesezeit: 10 Minuten

Key Takeaways aus der T3CON25 in Düsseldorf


Hi, ich bin Ivaylo ツ und wie es manchmal im Tagesgeschäft so ist, braucht es seine ruhige Minute, um Erlebnisse sacken zu lassen und die Zeit, um Gedanken niederzuschreiben.
Kurz vor Jahresende gibt es noch ein kleines Throwback meiner wichtigsten Key Takeaways der diesjährigen T3CON25 in Düsseldorf. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung mit durchweg interessanten und informativen Sessions, und das Networking mit den vielen Teilnehmern vor Ort hat das Event perfekt abgerundet. Vielleicht ist ja das ein oder andere Thema dabei, das ihr direkt im neuen Jahr angehen möchtet!

Viel Spaß beim Lesen!

Inhaltsverzeichnis

Janus Boye – Understand the Content Management

Die Hauptbotschaft an die TYPO3-Community lautete hier, dass das Ökosystem von TYPO3 zwar beeindruckend wächst, die Websites jedoch tendenziell schmutziger (schwerer und komplexer) werden.

Kunden erwarten weiterhin schnellere, leichtere und reaktionsschnellere digitale Erlebnisse. Dabei handelt es sich um eine branchenweite Herausforderung und nicht nur um ein TYPO3-Problem, da die gesamte Branche komplexere Websites produziert, als die meisten Teams wirklich benötigen. Janus Boye betonte zudem, wie TYPO3 seine Führungsrolle in diesem Marktumfeld beibehalten kann, indem es sich auf Klarheit, Geschwindigkeit und Markteinblicke konzentriert.

Zusammenfassend ging es darum, wie die TYPO3-Community angesichts der wachsenden Komplexität und der sich ändernden Marktanforderungen die Qualität und Performance digitaler Lösungen sichern und TYPO3 als eine klare, schnelle und marktkonforme Lösung positionieren kann.

Noch mehr Insights gibt es unter https://www.boye-co.com/blog/2025/11/t3con25-insights

Benni Mack – What's New in TYPO3 v14?

Benni Macks Vortrag »What's New in TYPO3 v14?« war eines der Highlights der T3CON25, da er die brandneue Sprint-Version TYPO3 v14.0 direkt von der Konferenzbühne in Düsseldorf aus vorstellte.

Der Vortrag markierte den Startschuss für die v14-Serie und legte den Grundstein für die voraussichtliche TYPO3 v14 LTS (Long-Term Support) Version. Die wichtigsten Neuerungen, die von Benni Mack präsentiert und in den nachfolgenden Recaps hervorgehoben wurden, sind:

  • Modernisiertes Backend-Design
    Die Benutzeroberfläche des Backends wurde weiterentwickelt und modernisiert, um eine intuitivere Navigation und eine bessere Benutzerfreundlichkeit zu bieten.
  • Verbesserte Editor Experience (Redakteur-Erlebnis) 
    Im Fokus stehen Verbesserungen bei der Benutzerfreundlichkeit und in den Redaktions-Workflows.
  • Umstieg auf Fluid 5
    Eine Aktualisierung der Template-Engine Fluid mit neuen View-Helfern und Funktionen.
  • Modernisierter Übersetzungs-Workflow
    Einführung eines geführten Workflows für mehrsprachige Seiten (Guided Translation Workflow), der das Management von Lokalisierungen vereinfachen soll.
  • Technische Fundamente
    Die v14.0 Sprint-Version brachte über 2.000 Änderungen mit sich und erforderte nun PHP 8.2+, was die technologische Basis weiter modernisiert.

Präsentations-Vorlagen können Sie unter dem folgenden Link herunterladen: https://b13.com/de/blog/typo3-v14-der-weg-in-eine-moderne-zukunft

Jens Krumm, Markus Buff, Kai Storjohann – Die wedi-Website Story 

Bei dieser Session handelte es sich um eine Interviewrunde, in der die wedi GmbH und die Agentur +Pluswerk ihre erfolgreiche Zusammenarbeit bei der Konzeption und Umsetzung des Relaunches der wedi-Website beleuchteten.

  • Happy Path-Methode
    Im Mittelpunkt stand hierbei, wie die Happy Path-Methode – die sich auf den optimalen, reibungslosen Weg des Nutzers (oder des Projekts) konzentriert – den Prozess von der ersten Idee bis zur Umsetzung unterstützte.

Die zentrale Botschaft war, dass jedes erfolgreiche digitale Projekt mit klaren Zielen und einer starken gemeinsamen Basis zwischen Kunde und Agentur beginnt.

Cyril Wolfangel – Leveraging Semantic Analysis for Advanced TYPO3 SEO

Kommen wir nun zu der ersten Lessons Learned ツ

Die zentralen Erkenntnisse und Empfehlungen aus dem Vortrag von Cyril Wolfangels konzentrieren sich darauf, interne Verlinkungen von einer manuellen zu einer datengestützten und semantisch optimierten Praxis zu transformieren.

  • SEO-Optimierung datenbasiert steuern
    Verlassen Sie sich nicht nur auf manuelle Einschätzungen bei der internen Verlinkung. Nutzen Sie Tools und TYPO3-Erweiterungen, um Daten über die semantische Relevanz und die tatsächliche Link-Verteilung zu sammeln.
  • Semantische Analyse nutzen
    Interne Links sollten nicht nur irgendwie thematisch passen, sondern die semantische Nähe zwischen der verlinkenden Seite und der Zielseite maximieren. Moderne Algorithmen (wie in seinen Extensions demonstriert) können Webseiten anhand des Inhalts analysieren und die relevantesten Link-Ziele vorschlagen.
  • Link-Stärke und -Gewichtung verstehen
    Der Linkjuice (die Vererbung der Linkkraft) ist wichtig. Identifizieren Sie Webseiten mit hoher Autorität, um deren Stärke gezielt auf Seiten zu übertragen, die ein besseres Ranking benötigen. Die Session zeigte, wie man die interne Link-Hierarchie bewusster steuern kann.
  • Relevante Anchor-Texte priorisieren
    Anchor-Texte (der klickbare Text des Links) sind entscheidend für SEO, da sie Google den Kontext der Zielseite vermitteln. Setzen Sie auf relevante, spezifische und unterschiedliche Anchor-Texte (Varianz), die dem semantischen Thema der Zielseite entsprechen.
  • TYPO3-Erweiterungen als Lösung
    TYPO3 bietet eine gute Grundlage, kann aber durch spezialisierte SEO-Extensions (wie semantic_suggestion und page_link_insights, die Wolfangel selbst entwickelt hat) erweitert werden. Diese helfen, Link-Vorschläge direkt im Backend auf Basis semantischer Algorithmen zu generieren und so die manuelle Arbeit zu minimieren.
  • Interne Links als Navigationshilfe (Pillar Pages)
    Betrachten Sie die interne Verlinkung als Struktur, die sowohl Suchmaschinen als auch Nutzer durch den Inhalt führt. Stärken Sie thematische Cluster, indem Sie Pillar Pages (Hauptthemen) durch viele spezifische Links aus Cluster Pages (Unterthemen) stützen.

Mein Key Takeaway an der Stelle: Der Happy Path im Advanced TYPO3 SEO führt über die Automatisierung und semantische Optimierung der internen Verlinkung, weg von einfachen, manuellen Verknüpfungen.

Sie haben Fragen rund um SEO für TYPO3?

Joost de Valk – Beyond Google: Marketing in the Era of AI and Regulation 

Der Vortrag von Joost de Valk (Gründer von Yoast SEO) mit dem Titel »Beyond Google: Marketing in the Era of AI and Regulation« war eine Keynote auf der T3CON25, die am Mittwoch, den 26. November 2025 (Solution Day) auf der Core Stage stattfand.

Der Talk behandelte die tiefgreifenden Veränderungen, die Künstliche Intelligenz (KI) und neue gesetzliche Rahmenbedingungen (wie der Digital Markets Act – DMA) auf das traditionelle Suchmaschinenmarketing (SEO) ausüben.

Lessons Learned: Marketing im Zeitalter von KI und Regulierung

Im Vortrag konzentrierte sich Joost de Valks darauf, wie Marketer ihre Strategien angesichts der Dominanz von KI-gestützten Suchergebnissen und strengeren Regulierungen neu ausrichten müssen:

  • KI-Adoption durch Suchmaschinen (z.B. Google SGE)
    Fokus auf E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness): Da KI oft Zusammenfassungen liefert, statt Nutzer auf die Website zu schicken, wird die Qualität und Vertrauenswürdigkeit der Quelle (E-E-A-T) zum kritischen Unterscheidungsmerkmal. Die Marke muss als die zuverlässige Quelle im jeweiligen Bereich etabliert werden.
  • Regulatorische Eingriffe (z.B. DMA)
    Diversifizierung und Eigenständigkeit: Der Digital Markets Act (DMA) zwingt große Plattformen, Datenzugriff und Interoperabilität zu erleichtern. Marketer sollten dies nutzen, um die Abhängigkeit von einzelnen Gatekeepern (wie Google) zu reduzieren. Aufbau eigener Kanäle und First-Party-Daten werden wichtiger.
  • Wandel des Suchverhaltens
    Optimierung für die KI-Antwort (Featured Snippets 2.0): Inhalte müssen so strukturiert werden, dass sie von KI-Modellen leicht verstanden und als definitive Antwort übernommen werden können. Dies erfordert klare, präzise und gut formatierte Inhalte.
  • Generative KI-Erstellung
    Menschliche Authentizität und Tiefe: Da viele generierte Inhalte den Markt überschwemmen, wird der menschliche Mehrwert (persönliche Erfahrung, einzigartige Analysen, Emotion) zum Wettbewerbsvorteil. Inhalte, die maschinell nicht repliziert werden können, sind Gold wert.
  • Datenschutz und Tracking
    Compliance als Wettbewerbsvorteil: Strenge Vorschriften erfordern saubere Datenpraktiken. Unternehmen, die Compliance und Transparenz ernst nehmen, schaffen Vertrauen. Dies beinhaltet die Nutzung von cookielosen und datenschutzkonformen Analysetools.

Mein Key Takeaway an der Stelle: Marketer müssen über Google hinaus denken. Es reicht nicht mehr, nur für Rankings zu optimieren. Der Fokus verschiebt sich auf den Aufbau von Markenautorität (E-E-A-T) und die direkte Beziehung zum Kunden, während man die technischen und rechtlichen Veränderungen im KI-gesteuerten Markt aktiv nutzt, um die digitale Souveränität zu stärken.

Starfruit AI – Ihre Business-KI

Martin Helmich – AI Is Eating Your Servers... And Your CMS

Der Vortrag von Martin Helmich befasste sich mit den technischen und ökonomischen Auswirkungen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Infrastruktur und den Betrieb von Content-Management-Systemen (CMS).

Lessons Learned: Die Auswirkungen von KI auf Server und CMS-Betrieb

In diesem Vortrag konzentrierten sich die zentralen Erkenntnisse auf die Kostenfallen, Performance-Herausforderungen und strategischen Entscheidungen beim Umgang mit KI in der CMS-Umgebung:

  • Unkontrollierte API-Nutzung
    Budgetierung und Limitierung: Die Nutzung externer KI-Dienste (z.B. OpenAI APIs) kann schnell zu explodierenden Kosten führen. Agenturen und Kunden müssen klare Budgets und technische Limits (Rate Limiting) implementieren, um unvorhergesehene Rechnungen zu vermeiden.
  • Der Ressourcenhunger von KI
    Effiziente Architektur wählen: KI-Operationen (insbesondere bei der lokalen Verarbeitung von Vektordaten oder beim Training) sind extrem rechenintensiv (CPU, RAM, GPU). Für einfache KI-Anwendungen im CMS (z.B. Texterstellung) sollte die Nutzung von optimierten externen APIs der lokalen Infrastruktur vorgezogen werden.
  • Vendor Lock-in vermeiden
    Abstraktionsschichten nutzen: Verlassen Sie sich nicht auf die API eines einzigen KI-Anbieters. Implementieren Sie eine Abstraktionsschicht (z.B. einen eigenen Microservice), um die KI-Nutzung vom restlichen TYPO3-Code zu trennen. Dies ermöglicht einen einfachen Wechsel des Anbieters (z.B. von OpenAI zu einem Open-Source-Modell) bei Kosten- oder Strategiewechseln.
  • Datenhoheit und Datenschutz
    Standort und Verarbeitung prüfen: Achten Sie genau darauf, welche Daten an externe KI-Anbieter gesendet werden. Für sensible Daten müssen datenschutzkonforme Lösungen (z.B. On-Premise-Modelle oder europäische Cloud-Anbieter, die keine Daten zum Training verwenden) geprüft und genutzt werden.
  • Der Usecase zählt
    Fragen Sie sich, ob die KI-Funktion wirklich einen signifikanten Mehrwert bietet, der die zusätzlichen Kosten und den administrativen Aufwand rechtfertigt. Die KI-Integration sollte gezielt Usecases wie die automatische Metadaten-Generierung oder Bild-Beschreibung verbessern, anstatt nur ein Gimmick zu sein.

Tristan Post – From Mainframe to Generative AI: The Next Paradigm Shift

Der Talk von Tristan Post beleuchtete, wie generative KI nicht nur eine technologische Weiterentwicklung, sondern ein fundamentaler Paradigmenwechsel ist, vergleichbar mit der Einführung des Personal Computers oder des Internets, und welche Auswirkungen dies auf die digitale Wirtschaft hat.

Lessons Learned: Es besteht die Notwendigkeit, die tiefgreifenden Auswirkungen der generativen KI zu verstehen und sich strategisch darauf einzustellen.

  • Veränderung der Wertschöpfungskette
    Fokus auf What to build statt How to build: In früheren Zyklen (Mainframe, PC, Internet) lag der Fokus auf der Effizienz und Automatisierung bestehender Prozesse. Generative KI verschiebt den Fokus auf die Kreation und die grundlegende Neudefinition von digitalen Produkten und Dienstleistungen. Der Wert liegt in der Idee und im einzigartigen Wissen, das die KI speist.
  • Der Wandel von der Code-First zur Prompt-First Ära
    Bedeutung von Prompt-Engineering: Die Fähigkeit, mit KI-Modellen zu kommunizieren und präzise Ergebnisse zu erzielen, wird zu einer Schlüsselkompetenz (Prompt Engineering). Entwickler und Agenturen müssen lernen, die KI effektiv als Co-Piloten zu steuern.
  • Demokratisierung der Technologie
    Senkung der Eintrittsbarrieren: Generative KI senkt die Hürden für die Erstellung komplexer Inhalte (Text, Code, Bilder). Dies führt zu einer schnelleren Iteration, aber auch zu einer Flut an generischem Content. Der Wettbewerbsvorteil liegt in der Mensch-zentrierten Qualität und der Erfahrung (E-E-A-T).
  • Die Agentic-Zukunft
    Autonome Agenten planen: Das nächste Level sind KI-Agenten, die selbstständig komplexe Aufgaben (Kette von Handlungen) ausführen können. Unternehmen müssen sich darauf vorbereiten, mit diesen autonomen Systemen zu interagieren und sie in ihre Workflows (z.B. Marketing-Automation, Content-Erstellung) zu integrieren.
  • Notwendigkeit zur Neuausrichtung
    Proaktive Transformation: Agenturen und Unternehmen, die den Wechsel vom PC-Paradigma (starre Software) zum KI-Paradigma (fließende, generative Systeme) nicht vollziehen, laufen Gefahr, obsolet zu werden. Es ist Zeit, die Geschäftsmodelle kritisch zu hinterfragen und die KI als katalytische Kraft zu nutzen.

Generative KI ist die nächste Welle, die alle Bereiche der digitalen Wirtschaft umkrempelt. Es geht nicht nur darum, Prozesse zu optimieren, sondern darum, neue digitale Realitäten zu erschaffen. Strategische Anpassung erfordert das Verständnis, dass die Wertschöpfung von der reinen Ausführung (Code) zur Intelligenz und Kreation (Prompt) verlagert wird.

Tim Walters – Moore's Law, Zombies, and the Future of Customer Experience

Dieser Talk nutzte die Metapher von Zombies (als Verweis auf veraltete, aber hartnäckig existierende digitale Praktiken) und die Geschwindigkeit des Mooreschen Gesetzes, um die Stagnation und die notwendige Neuausrichtung im Bereich Customer Experience (CX) und Digital Marketing zu diskutieren.

Lessons Learned: Unternehmen müssen Ihre Strategien von veralteten, zombiehaften Praktiken befreien und die Möglichkeiten moderner Technologie (Künstliche Intelligenz und schnelle Datenverarbeitung) nutzen, um echte, wertschöpfende Customer Experience zu schaffen:

  • Content-Walled Gardens
    Fokus auf Experience statt Content: Es reicht nicht mehr, einfach nur massenhaft Content zu produzieren. Die Zukunft liegt darin, integrierte, personalisierte und reibungslose Erlebnisse über alle Touchpoints hinweg zu liefern. Content muss das Erlebnis ermöglichen, nicht dominieren.
  • Fokussierung auf Touchpoint-Optimierung
    Den Kundenpfad ganzheitlich denken: Einzelne Touchpoints (z.B. Website-Formulare, E-Mail-Marketing) zu optimieren, ist zu kurz gedacht. Die wahre CX-Exzellenz entsteht durch die orchestrierten Übergänge und die Kohärenz über den gesamten Kauf- und Serviceprozess hinweg.
  • Starre, langsame Implementierung
    Agilität durch Moore's Law nutzen: Die Geschwindigkeit der Technologieentwicklung (Moore's Law) erfordert es, starre, monolithische Projektansätze zu verwerfen. Setzen Sie auf Composable DXP (Digital Experience Platforms) und Microservices, um schnell auf sich ändernde Kundenanforderungen reagieren zu können.
  • Daten-Silos und fragmentierte Sicht
    Eine Single View of the Customer schaffen: Die Technologie ist vorhanden, um alle Kundendaten zu konsolidieren. Die größte Hürde ist organisatorischer Natur. Unternehmen müssen ihre internen Silos aufbrechen, um ein einheitliches Verständnis des Kunden zu erlangen, welches die Grundlage für echte Personalisierung ist.
  • Angst vor KI und Automatisierung
    Intelligenz in den Prozess integrieren: KI ist nicht nur ein Tool, sondern ein Wegbereiter für überlegene CX. Nutzen Sie KI, um die Customer Journey in Echtzeit zu analysieren und hyper-personalisierte Entscheidungen zu treffen, die menschliche Bearbeiter nicht leisten können.

Der Vortrag ermutigte dazu, die digitalen Zombies – alte Denkmuster und fragmentierte Systeme – zu identifizieren und zu beseitigen. Nur wer die durch Moore's Law getriebene technologische Power annimmt und auf eine integrierte, agile und kundenfokussierte Experience Platform setzt, kann im Wettbewerb bestehen.

Markus Wachovius – Digital Sovereignty Now! 

Lessons Learned: Wie Europa seine technologische Unabhängigkeit zurückgewinnen kann

  • Abhängigkeit von US/China-Tech
    Priorisierung von Open Source und offenen Standards: Digitale Souveränität kann nur durch den Einsatz von Open Source erreicht werden, da diese Lösungen Transparenz, Prüfbarkeit und die Kontrolle über den Quellcode gewährleisten. Die Nutzung offener Standards verhindert Vendor Lock-in und fördert den Wettbewerb.
  • Fehlende Kontrolle über Daten
    Investition in die Infrastruktur: Europa muss in eigene, Cloud-Native-Infrastrukture investieren, die unter europäischem Recht und Kontrolle stehen (z.B. GAIA-X oder ähnliche Projekte). Daten müssen in der EU bleiben und durch europäische Gesetze geschützt werden.
  • Mangelnde Konkurrenzfähigkeit
    Förderung europäischer Ökosysteme: Die Stärkung regionaler Tech-Ökosysteme (wie das TYPO3-Ökosystem) ist entscheidend. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschung und öffentlicher Verwaltung muss forciert werden, um wettbewerbsfähige, europäische Alternativen zu entwickeln.
  • Vendor Lock-in
    Beschaffungspolitik neu denken: Die öffentliche Hand und europäische Unternehmen müssen bei Ausschreibungen und der Beschaffung von Software aktiv Offenheit und Kombinierbarkeit fordern. Exklusive, proprietäre Systeme sollten vermieden werden.
  • Der Kultur-Shift
    Aufbau von Wissen und Kompetenz: Digitale Souveränität ist nicht nur eine Frage der Technologie, sondern der Kompetenz. Es müssen Ausbildung und Expertise in zukunftsträchtigen Bereichen (Cloud-Native, Open Source, KI-Ethik) aufgebaut werden, um die Technologie selbst steuern zu können.

Die digitale Unabhängigkeit erfordert sofortiges Handeln. Der Weg dorthin führt über eine bewusste Entscheidung für Open Source, die kontrollierte europäische Infrastruktur und die gezielte Stärkung des technologischen Know-hows in Europa.

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Olivier Dobberkau – Pimp My Solr Search

Der Talk unseres Geschäftsführers und TYPO3-Präsidenten Olivier Dobberkau befasste sich mit den neuesten KI-Funktionen in Apache Solr und deren Integration in TYPO3-Projekte zur Verbesserung der Suche.

Lessons Learned: Entwickler und Integratoren können von den neuen Möglichkeiten der Vektorsuche (Vector Search) in Apache Solr stark profitieren.

  • Vektordatenbank-Integration in Solr
    Semantische Suche aktivieren: Klassische Suche basiert auf Keywords. Die neue Solr-Funktionalität ermöglicht es, Content in Vektoren umzuwandeln (sogenannte Embeddings), die die Bedeutung (Semantik) des Inhalts erfassen. Dies erlaubt die Suche nach der Intention des Nutzers, selbst wenn die exakten Keywords fehlen.
  • Retrieval-Augmented Generation (RAG)
    Genauere Antworten durch RAG: RAG ist eine Architektur, die generativen KI-Modellen (z.B. LLMs) Zugang zu den eigenen, vertrauenswürdigen Quelldaten gibt. Anstatt nur generische Antworten zu geben, kann das System spezifische, genaue Antworten basierend auf dem TYPO3-Content im Solr-Index liefern.
  • Relevanz-Steigerung durch Hybrid-Suche
    Kombination von Keyword und Vektor: Die höchste Ergebnisqualität wird durch die Hybrid-Suche erreicht. Sie kombiniert die Präzision der klassischen Keyword-Suche mit der thematischen Relevanz der Vektorsuche. TYPO3-Integratoren können und sollten beide Methoden parallel nutzen, um optimale Rankings zu erzielen.
  • Einsatz von LLMs über Solr
    Chatting with Solr ermöglichen: Durch die Vektordatenbank kann Solr als Wissensbasis für ein Large Language Model (LLM) dienen. Nutzer können Fragen in natürlicher Sprache stellen, und das LLM kann die Vektordatenbank durchsuchen, um eine zusammenfassende, KI-generierte Antwort zu geben, die auf den Seiteninhalten basiert.

Solr hat sich von einer reinen Keyword-Suchmaschine zu einem intelligenten Retrieval-System entwickelt. Die Integration der Vektordatenbank und die Nutzung von RAG-Architekturen ermöglichen es TYPO3-Websites, ihren Nutzern eine semantisch tiefere und gesprächigere Suche zu bieten, die in der Lage ist, natürliche Fragen zu beantworten.

Karim Marucchi – Why 2026 Could Spark Europe's Open Source Renaissance and Sovereign Enterprise Future

Der Talk untersuchte die makroökonomischen und geopolitischen Trends – insbesondere die regulatorischen Entwicklungen in der EU und die zunehmende Notwendigkeit der technologischen Unabhängigkeit – und leitete daraus die Schlussfolgerung ab, dass Open Source die einzig tragfähige Basis für Europas digitale Souveränität ist.

Das Jahr 2026 könnte einen Wendepunkt für Open Source und die europäische Wirtschaft darstellen, angetrieben durch regulatorischen Druck und strategische Notwendigkeit:

  • Der DMA-Effekt (Digital Markets Act)
    Durchbruch für offene Schnittstellen: Der DMA zwingt Tech-Giganten, ihre Ökosysteme zu öffnen und Kombinierbarkeit zu gewährleisten. Dies schafft eine historisch einmalige Chance für Open-Source-Lösungen, sich als standardmäßige, interoperable und transparente Alternative zu etablieren.
  • Geopolitische Instabilität
    Technologie als geopolitischer Puffer: Die Abhängigkeit von Technologie aus den USA oder China birgt erhebliche Risiken (z.B. Zugriff durch ausländische Geheimdienste, Lieferkettenprobleme). Europa muss digitale Resilienz aufbauen, indem es auf Open-Source-Software setzt, die unter europäischer Jurisdiktion und Kontrolle entwickelt und betrieben wird.
  • Die Souveräne Unternehmung
    Kontrolle der IT-Wertschöpfung: Unternehmen müssen die Kontrolle über ihre kritische Infrastruktur zurückgewinnen. Open Source ist die einzige Möglichkeit für Unternehmen, tiefgreifende Kontrolle, Anpassungsfähigkeit und Prüfbarkeit ihrer digitalen Werkzeuge und Daten zu gewährleisten und sich vom Vendor Lock-in zu befreien.
  • Die Renaissance der Open Source Community
    Kommerzielle Akzeptanz fördern: Die Open-Source-Community muss ihren Fokus auf die Enterprise-Readiness und die Bereitstellung von professionellem Support und kommerziellen Dienstleistungen (wie es im TYPO3-Ökosystem bereits geschieht) legen. Nur so wird Open Source zur ersten Wahl für kritische Geschäftsanwendungen.
  • Der Zeitfaktor
    2026 als kritische Schwelle: Die Kombination aus regulatorischem Druck, öffentlicher Wahrnehmung und der Reife vieler Open-Source-Projekte macht die Zeit um 2026 zu einem entscheidenden Moment, um strategische Entscheidungen zugunsten von Souveränität und Open Source zu treffen, bevor sich proprietäre KI-Ökosysteme dauerhaft manifestieren.

Europa steht an einem entscheidenden Scheideweg. Die Kombination aus politischer Regulierung und der Notwendigkeit zur Unabhängigkeit treibt Open Source in eine neue Ära der kommerziellen Relevanz. Unternehmen, die jetzt auf offene, kontrollierbare Lösungen setzen, sichern ihre Zukunft in der digitalen Wirtschaft.

Die T3CON25 hat eindrucksvoll gezeigt, dass wir uns inmitten fundamentaler Veränderungen befinden – von KI-gestützten Technologien über regulatorische Anforderungen bis hin zur Notwendigkeit digitaler Souveränität. Die zentrale Botschaft lautet: Qualität, Geschwindigkeit und strategische Unabhängigkeit werden zu den entscheidenden Wettbewerbsfaktoren, wobei Open Source und datenbasierte Ansätze den Weg in die Zukunft weisen. Ich hoffe, diese Zusammenfassung inspiriert Sie, das eine oder andere Thema im kommenden Jahr anzupacken – die Konferenz hat mir jedenfalls deutlich gemacht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, aktiv zu werden!

TYPO3-Projekt starten – Gemeinsam Ihre digitale Zukunft gestalten

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